GEZA - die letzten Stunden

GEZA - The final hours of a white rhino

GEZA - DIE LETZTEN STUNDEN
von Dr. William Fowlds

- frei aus dem Englischen übersetzt von Go-for-Rhino -

 

Dies ist die Geschichte eines weißen Nashorns, das kaltschnäuzig von Wilderern mit einer Panga (einem großen Hackmesser - ähnlich einer Machete) verstümmelt und lebend zurück gelassen wurde.

 

Am 11. Februar 2011 musste ich persönlich eine schreckliche Erfahrung machen hinsichtlich der Wilderei und der damit verursachten Leiden der Nashörner. Eine Erfahrung, die mir etwas aufzeigte, was ich bisher nicht für möglich hielt. Mehr als fünf Monate später kämpfe ich noch mit den Gefühlen, die seit diesem Zeitpunkt in mir brennen und jedes Mal an die Oberfläche schäumen, sobald ich darüber rede. Jeden Tag gibt es ähnliche grausame Rhino-Tode in meinem Land. 

 

Mit diesem Bericht möchte ich sicherstellen, dass der tragische Tod dieses Nashorns in das Bewusstsein und in die Herzen der Menschen gelangt und jeden von uns dazu zwingt, etwas gegen die Leiden dieser und anderer großartiger Spezies zu tun!

 

Ich fühle mich wirklich gesegnet, im Stande zu sein, meinen Traum als Wildlife-Tierarzt in einem Teil von Afrika zu leben, der meine Sinne befriedigt und meine Seele erfüllt. Eine meiner vielen Privilegien ist, dass ich mit Nashörnern in freier Wildbahn arbeiten darf. Diese lebenden Dinosaurier sind wirklich ikonische Symbole unserer Erfolge und Misserfolge als Hüter dieses Planeten.


Die aktuelle Nashorn-Situation spiegelt ein sterbendes Zeugnis unserer Anstrengungen zum Schutz der Natur und der Tiere wider. Wenn wir nicht in der Lage sind, die Nashörner vor dem Aussterben zu retten, diese Flaggschiff-Spezies, die größer als das Leben an sich ist - welche Hoffnung haben wir dann für die Rettung des Restes? 

GEZA - THE FINAL HOURS

by

Dr William Fowlds


This is the story of a white rhino callously mutilated by poachers and left alive with his hornsand part of his face hacked off with pangas.


On the 11th February 2011 I found myself forced into a personal experience of the most horrific, man-inflicted animal suffering. An experience that has affected me beyond what I thought was possible. More than five months on and I still struggle to contain and express the emotions burned within me, that churn to the surface every time I talk about that day.


I don’t expect to make sense of it, or the similar rhino deaths that take place daily in my country. I do intend to ensure that the account of this one rhino’s tragic end, will reach into the conscience and hearts of all men and woman, and compel each of us to do something towards stopping the suffering of this magnificent species and others like it.


I count myself truly blessed to be able to live my dream as a wildlife vet in a part of Africa that satisfies my senses and fills my soul. One of my many privileges is that I get to work with rhino in the wild. These living dinosaurs are truly iconic symbols of our successes and failures as custodians of this planet. The current rhino situation is a dying testimony of our conservation efforts. If we are not able to save the rhino from extinction, this flagship species that’s larger than life, what hope do we have of saving the rest?


GEZA und seine Mutter Nomabongo, GEZA war gerade ein paar Wochen alt.

GEZA nachdem sein Horn gewaltsam entfernt wurde.

GEZA liegt tot am Boden, nach langen Stunden der Qual wurde es durch eine Überdosis Betäubungsmittel von seinen Leiden erlöst.

An jenem schicksalhaften Morgen im Februar wurde ich von Mike Fuller vom Kariega Game Reserve in der Provinz Eastern Cape angerufen, der mir mitteilte, dass eines ihrer Nashörner gewildert worden war. Mein Herz schlug heftig. Dieses schreckliche Gefühl habe ich schon ein paar Monate vorher erlebt, als die Nachricht von einer Nashorn-Wilderei in meinem eigenen Wildgehege öffentlich wurde.

Zu wissen, wie langsam die ersten Ermittlungen am Tatort voranschreiten, drückte ich mein tief empfundenes Beileid aus und sagte, ich würde ihn später am Morgen aufsuchen.

 

Kurze Pause.

 

Dann kam der Hammer: "William, es ist noch am Leben!" 

 

Bilder von den abgehackten Hörnern und dem blutenden Fleisch, die ich vorher schon gesehen hatte, kamen sofort wieder hoch mit dem Zweifel an der Wahrheit dieser ungeheuerlichen Behauptung. Der Zustand dieses armen Tieres begann in meinem Kopf, Gestalt anzunehmen.

 

"Die Hörner sind weg, es ist ein blutiges Chaos…", ergänzt Mike.

 

Ich hatte bereits ein Bild von einem Nashorn gesehen, das das gleiche Schicksal erlitten hatte, und spürte sofort wieder die Wut, die ich bereits das erste Mal verspürt habe.

Die Bilder schossen mir durch den Kopf, als ich versuchte, der Wegbeschreibung zuzuhören, und ich warf meine bereits gemachten Pläne für den Tag über den Haufen.

 

Ich fuhr innerhalb von 30 Minuten zum beschriebenen Ort:

Die Lage, die Beschreibung und die Umstände rund um dieses Tier begannen, vertraut zu klingen. Ich erinnerte mich, dass zwei Nashörner aus meinem eigenen Reservat Amakhala vor drei Jahren nach Kariega umgesiedelt wurden mit zwei weiteren Tieren aus einem anderen Reservat, um eine Sub-adult Gruppe von vier Nashörnern zu bilden. Mindestens eines dieser vier war jetzt in einer undenkbaren Situation und ich betete, dass es keines war, das ich kannte.
Beim Erreichen der Stelle, an der das Rhino das letzte Mal gesehen worden war, wurde ich von der ruhigen Schönheit des Ortes beeindruckt. Eine kleine, offene Fläche neben einem mäandernden Fluss mit unterbrochener Vegetation übergehend ins Dickicht des Buschs auf den Berghängen. Eine Bilderbuch-Einstellung, die verwendet worden sein könnte, um ein Stück Himmel zeigen.

Es schien einfach nicht möglich, dass es irgendwo hier ein Tier gibt, das durch die lebende Hölle ging. 

 

Mike konnte mich nicht begleiten; er war bereits diesen Morgen durch die Hölle gegangen. Ich packte meine kleine Kamera ein und begann mein Weg gegen den Wind zu dem Ort, an dem das Nachhorn zuletzt gesehen wurde.

 

Der Schrecken dieser ersten Begegnung wird für immer in meinem Gedächtnis eingebrannt sein. Auf einer kleinen Lichtung vom Busch eingeschlossen stand ein Tier, kaum als Nashorn erkennbar. 

 

Sein Profil war vollständig durch das Fehlen der ikonischen Hörner verändert. Mehr als Ekel erregend erstreckten sich Wunden über sein Gesicht und die freigelegten Knochen.

Anfangs stand er auf drei Beinen mit seinem Gesicht am Boden.

Als er mich bemerkte, hob er seinen Kopf und zeigte mir sein entstelltes, blutiges Gesicht mit dem losen Fleisch.

Er kämpfte sich vorwärts und drehte sich in meine Richtung, sein linkes Vorderbein zog er hinterher.

Um dieses auszugleichen, nutzte er seine verstümmelte Nase und das Maul als Krücke und taumelte auf mich zu. Zu diesem schrecklichen Aussehen kam noch sein verletztes und getrübtes Auge.

 

Anfangs war ich schockiert von diesem Anblick, dann begriff ich das Ausmaß und die Auswirkungen der gezackten Kanten und Aushöhlungen im Schädel. Als er näher kam, jetzt kaum noch 15 Meter entfernt, überwältigte mich die Realisation seiner Schmerzen. Ich war so betäubt von dieser unvorstellbaren Grausamkeit, dass ich die Betrachtung der Schmerzen unterließ.

Wie konnte ich auch nur annähernd seine Qual verstehen? Wie lang war er schon so verletzt? Waren seine Bemühungen mich zu erreichen, ein letzter Versuch der Aggression gegen die Quelle seiner Leiden oder war da ein verzweifeltes Verständnis der Endgültigkeit, eine Ausschau nach dem Tod?

 

Nieder gekauert versuchte ich, mit der zitternden Hand die Kamera zu halten, und erkannte, dass es sich möglicherweise um GEZA handelte, das junge Nashorn, dass ich drei Jahre zuvor in dieses Heiligtum geschickt hatte. Gedanken und Gefühle tobten durch meinen Kopf. Wie tief müssen wir fallen, um so viel Leid einem solch herrlichen Geschöpf zuzufügen, dessen Pflege uns anvertraut worden war? Kann irgendein Grund dieses Geschehen rechtfertigen? Ohne nachzudenken entschuldigte ich mich: "Es tut mir leid Junge, es tut mir so, sooo leid."

Sein Atem verschnellerte sich, als er meine Stimme vernahm.

War er versucht, meinen Geruch aufzunehmen? War dies das charakteristische „Huffing“, ein Teil des natürlichen untersuchenden Verhaltens, oder war dies eine erbärmliche Version von Nashorn-Aggressivität als Reaktion auf eine Quelle der Bedrohung?

Ich war nahe genug, um das Blut aus den Wunden seines Schädels sprudeln zu sehen und fragte mich, wie jeder Atemzug die Qual noch verstärken musste: die kalte Luft strömt über entzündetes Gewebe und die freigelegten Nerven.


Ich erwartete jeden Moment von ihm einen wütenden Angriff, aber dieser blieb aus. Ich wich langsam zurück und er taumelte weiter in meine Richtung ohne auch nur ein bisschen Aggressivität zu zeigen, nur eine quälende Anstrengung nach der anderen.

Für einen Moment kam mir in den Sinn, dass dieses Tier, leidend an einem unverständlichen Maß an Schmerzen, völlig atypisch reagierte, verzweifelt suchend nach etwas, irgendetwas, dass ihm den Schmerz nimmt.

 

Ich traute mir nicht zu, die Details dieser Verletzungen wieder abzurufen, und so nahm ich einige Bilder auf und zog mich zurück von diesem Strudel der Emotionen und Schmerzen.

 

Auf dem Rückweg zum Fahrzeug, wo Mike nun wartete, begann das Gewicht der Verantwortung auf meinen Schultern zu lasten. Das arme Tier, gequält durch die Hände meiner eigenen Spezies, hatte mindestens eine Nacht der absoluten Qual durchlitten und musste nun von seinem Leiden erlöst werden.

Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er kaum eine Chance auf Heilung hat, obwohl ich bereits erlebt habe, dass Nashörner sich spektakulär erholen können von schweren Verletzungen. Ich erinnerte mich an ein paar andere Fälle von Nashörnern, die so etwas überlebt haben, und kramte in meinen wirbelnden Gedanken nach weiteren Details.

Durch das eben erlebte Trauma muss ich meine Reaktion neu bewerten. So bekamen die Dinge eine neue Ebene:

Das Ganze schürte Wut und Verzweiflung und Reue und Scham. Schlimmer als alles, was ich je erlebt habe. Dies brachte die Leiden von diesem und vieler anderer Nashörner direkt in das Wohnzimmer meiner Seele.

Sicherlich würde ich niemals wieder in der Lage sein, über die Nashorn-Wilderei in gleicher Weise wie bisher zu denken. Wenn wir durch unsere Erfahrungen geprägt sind, dann ist dieses Erlebnis ein Wendepunkt in meinem Leben. Ein Teil dieses Wendepunktes lag außerhalb meiner Kontrolle, aber der andere Teil beinhaltet Entscheidungen, die optional sind und mich über eine ethische Linie bringen, die bisher von meiner Lebenserfahrung im Rahmen meiner Pflege und Weiterbildung geprägt war.


Wissend, dass sich das Reservat auf meine fachliche und professionelle Meinung stützt, was als nächstes zu tun ist, vergrub ich meine persönlichen Emotionen und gab Mike mit drei Empfehlungen.

 

  1. Zunächst bestätigte ich ihre Befürchtungen, dass - meiner Meinung nach - es keine Möglichkeit gab, das Leben des Tieres zu retten: Das Humanste wäre, die Tragödie und das Leiden des Tieres durch Euthanasie zu beenden.
  2. Zweitens bat ich um Zeit, um mich mit einigen der anderen Tierärzte zu beraten, die ähnliche Erfahrungen mit überlebenden Tieren hatten; vielleicht gäbe es Hoffnung für dieses Nashorn.
  3. Drittens fragte ich mit erheblicher Beklommenheit, ob sie in Betracht ziehen würden, die Welt über die schrecklichen Leiden, die gleich neben uns stattfanden, zu informieren. Zweckmäßigerweise würde ich mit der Kamera vor Ort Filmmaterial in Broadcast-Qualität erstellen, was in diesem abgelegenen Teil des Reservats Stunden in Anspruch nehmen würde.

 

Hat ein Tierarzt, der berufen ist, Tieren zu helfen, der Sprachrohr für die ist, die nicht für sich selbst sprechen können, der mehr als die meisten das Ausmaß des Leidens verstehen sollte, das dieses Tier durchgemacht hatte und immer noch aushalten muss, die ethische Freiheit, das Leiden des Tieres ein wenig zu verlängern?

 

Werden diejenigen, die Verantwortung übernehmen, und auch diejenigen, die vorgeben, es kümmere sie nicht, aus ihrer Selbstgefälligkeit heraus schockiert sein beim Anblick solcher Unmenschlichkeit?
 
Die Fragen klangen irrational in meinen eigenen Ohren und ich rang bei dem Gedanken daran.

 

In den letzten drei Jahren wurden von unserer Vereinigung der privaten Wildreservate Maßnahmen getroffen, um die latente Bedrohung der Nashornwilderei zu bekämpfen. Ich hatte gesehen, wie die Tötungszahlen im Jahr 2009 eskalierten und sich im Jahr 2010 verdoppelten trotz einer Reihe von Versuchen, dem Gemetzel Einhalt zu gebieten. Sieben Tiere wurden während dieser Eskalation in einem Umkreis von 60km gewildert und es gab keine Anzeichen von öffentlichen oder Strafverfolgungsbehörden, die Wilderei zu stoppen.

 

Viele der Tiere wurden mit Tierarzneimitteln betäubt, bevor die Hörner mit Pangas und Äxten abgetrennt und die sich darunter befindenden Schädelknochen zertrümmert wurden.

Die Annahme der Wilderer ist, dass diese Tiere unter Narkose sind und somit nichts spüren.


Ich versichere Ihnen, sie fühlen! In vielen Fällen tötet die Menge des Betäubungsmittels die Tiere nicht. Wenn sie nicht verbluten, wachen sie unter Umständen auf, die ich nur schwer beschreiben kann. 

 

Ich habe mich immer gefragt, warum die Wilderer die Rhino-Gesichter so dermaßen verunstalten, obwohl ihre Vorgehensweise als kriminell gut organisiert beschrieben wird.

Der Anblick von GEZA an diesem schrecklichen Tag brachte die Erkenntnis, dass viele dieser Tiere wahrscheinlich noch am Leben waren und auf die Verstümmelungen, denen sie unterzogen werden, reagieren, daher auch die chaotischen Panga-Schnitte und -schläge in ihrem Gesicht.


Mein Verstand sagte mir, dass dieses Tier am Leben zu erhalten, falsch sei, aber irgendwo in meinem Inneren fühlte ich, dass die Geschichte dieses verabscheuungswürdigen Leidens selbst die hart gesottensten Gemüter erhitzen würde.

Die Leute, die das bizarre Produkt „Nashorn“ nachfragen, die es einnehmen, um sich gut zu fühlen, würden sich sicherlich nicht wohl fühlen, wenn sie wüssten, dass die Tiere so leiden und sie ihr Blut an den Händen haben. Wenn sie - auf welche Art und Weise auch immer - zu Teilen dieser Abschlachtungen gemacht werden, könnte dieses grausame und sinnlose Töten gestoppt werden. 

 

 

Mir wurde zugestimmt, die Kamera zum Filmdreh zu nutzen, während ich telefonisch bei den Kollegen eine zweite Meinung einholte.

In den nächsten drei Stunden dachte ich mit Bauchschmerzen über meine Entscheidungen nach, während sich der Zustand von GEZA verschlechterte. Während dieser Stunden habe ich gelernt, dass dieses Nashorn in der Tat GEZA war, the „Naughty One“, ein Männchen, geboren in Amakhala, dem Reservat, auf dem ich lebe. Er wurde geboren im Januar 2006 als zweites Kalb von "Nomabongo", einer stolzen Nashorn-Kuh. Seine Mutter war das erste Nashorn, das in unser Reservat kam.

 

Ich erinnere mich lebhaft an den Tag, an dem „Nomabongo“ im Jahr 2003 angekommen ist. Ihre alleinige Anwesenheit verwandelte sofort die ganze Atmosphäre der Landschaft, die von Ackerland in wildes Land gewandelt wurde.

Ich erinnerte mich auch an die erste Woche aus GEZAs Leben. Anders als ihr erstes Kalb, das „Nomabongo“ sechs Wochen vor uns versteckte, zeigte die stolze Mutter-Kuh ihr männliches Kalb innerhalb weniger Tage nach der Geburt und ein befreundeter Photograph hielt diese Bilder in atemberaubenden Fotos fest.

 

GEZA erhielt seinen Namen, da er bereits in frühem Alter ältere Nashörner auf eine schelmische Art herausforderte und dann zurück zur Sicherheit zu seiner schützenden Mutter flüchtete. In geselligem Beisammensein mit anderen Müttern und Kälbern war Geza immer der Anstifter, immer verspielt, ein scheinbarer Angeber.

 

Typisch für Nashörner wurde GEZA, als er zweieinhalb Jahre alt war, von seiner Mutter entwöhnt, als sie kurz vor der Geburt ihres nächsten Kalbs stand. Während dieser Zeit schloss sich GEZA mit einer anderen Nashorn-Kuh zusammen und ihr weibliches Kalb namens „Landiwe“ wurde im Mai 2006 geboren. GEZA blieb bei „Landiwe“ und ihrer Mutter.

Die Mutter bot Schutz vor ausgewachsenen Bullen, den GEZA benötigte, da er noch nicht alt oder groß genug war, um sich selbst zu schützen. Diese Gruppierung blieb, bis beschlossen wurde, einige Nashörner aus unserem Reservat umzusiedeln und GEZA und „Landiwe“ wurden im August 2008 als Paar verlegt.

Sie passten sich gut an, da sie einander kannten und als junge Nashörner in einer neuen Umgebung sollten sie zu einer erfolgreichen Verlegung beitragen.

 

Diese Gruppe von vier jungen Nashörnern war die erste, die in diesem Abschnitt angesiedelt wurde und ihre Anwesenheit hatte den gleichen Effekt wie bei „Nomabongo“: das Land wurde verwandelt in wildes Land.

Jetzt, weitere zweieinhalb Jahre später, wurde GEZA lebensgefährlich verletzt und die anderen Nashörner waren im Dickicht der Vegetation verschwunden. Auch wenn sie noch lebten, würde dieses Ereignis ihre Entfernung aus diesem Bereich besiegeln und mit ihnen würde auch ein Teil der Seele dieses Landes sterben. 

 

Während die Stunden langsam vergingen, wurde der Ort der tatsächlichen Wilderei entdeckt und Ermittler begonnen, die Puzzle-Stücke zusammenzusetzen.

Eine große Blutlache markierte Geza anfängliches Fallen und die Stelle, an dem das Gemetzel stattfand.

Stücke von Fleisch und Knochen lagen im Blut und befleckten das Gras in der Nähe.

Er musste aufgestanden sein und schwankte ungefähr zehn Schritte, bevor er auf einen kleinen Baum fiel, wo er während seines Kampfes für einige Zeit liegen blieb.

Unter ihm wieder eine große Blutlache als Zeugnis seiner einsamen Qual.

Jeder seiner Schritte hinterließ blutige Spuren.

 

Ich stellte mir vor, dass sein Körper die Zyklen der Arzeimittel-Entwöhnung ohne einen Gegenmittel durchlief, vom Dämmerzustand bis hin zum Eintauchen in die Realität seiner schmerzhaften Wunden.

Ich konnte nicht genau ermitteln, wie lang er sich schon in diesem Zustand befand. Könnte dies vielleicht vor zwei Nächten passiert sein? Wir waren nicht sicher. Diese Möglichkeit war nicht begreifbar und bis jetzt verbanne ich diese Gedanken aus meinem Kopf.

 

Sein vorderes linkes Bein war nicht mehr durchblutet durch seinen Kampf auf der Seite, welcher auch für sein verletztes Auge verantwortlich war. Wenn Zellen nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden, sterben sie ab und verursachen Entzündungen, Schwellungen, Schmerzen und Nekrose.

Zu der Zeit, als GEZA gefunden wurde, konnte er sein linkes Bein schon nicht mehr gebrauchen. Durch den Blutverlust, den Schock, die Dehydration und die Schmerzen musste dieses Tier teuer bezahlen für die sinnlose Gier der Menschen.

 

Die Wartezeit kam mir vor wie eine Ewigkeit. Die Kamera-Crew war angekommen und ich konnte endlich diesem Albtraum ein Ende setzen. Der humanste Weg war eine Überdosierung opioider Betäubungsmittel.

Die Methode ist die gleiche, die die Wilderer verwenden, nur mit einem Pfeil. Ein schweres Kaliber-Geschoss auf das Gehirn würde die Endlichkeit sicherstellen und keine Rückkehr in die Hölle.

 

Als der Pfeil seine Haut durchdrang, fragte ich mich, ob GEZA das noch merkte nach all diesen langen Stunden der Qual. Würde irgendein Gefühl der Hilflosigkeit plötzlich von einem letzten Wutanfall überwunden werden, wie ich es erwartete? Seine Antwort waren nur ein paar Schritte in unsere Richtung, als der Pfeil eindrang, bevor seine Verletzungen sein Vorankommen stoppten.

Innerhalb weniger Minuten wirkten die Medikamente und obwohl seine letzten bewussten Momente äußerst schmerzhaft sein mussten, wusste ich, dass der Schmerz abklang während er starb.

Eine letzte Betrachtung seiner Verletzungen bestätigte, dass es keinen Weg zurück geben würde und ich injizierte mehr Betäubungsmittel direkt in seine Blutbahn. Ein Gefühl der Erleichterung vermischt mit Trauer, Ekel und Scham senkte sich über das kleine Stück Afrika, das für lange Stunden von Spannung und Gewalt ergriffen war.

Die schwere Kugel schlug mit viel Lärm durch seinen Schädel und eine Schockwelle strahlte über die Landschaft aus und läutete das Ende einer qualvollen Folter ein. 


GEZA, the „Naughty One“, der mein Herz als verspieltes Kalb berührt hat, starb, während ich meine Hand über sein Auge und seinen zitternden, friedlichen Körper legte.

GEZA, dessen Hörner von Wilderern abgehackt wurden und das Gesicht verstümmelt, während er noch am Leben war… Die Wilderer stehen am Anfang einer Kette von achtloser Gier und ignoranter Nachfrage.

Wird dieses Nashorn, dessen Leiden ich verlängerte und das „nur“ ein weiteres in der Statistik der nicht endenden Wilderei ist, der Welt die Augen öffnen? Oder wird der Leidensweg dieses Nashorns uns in der Weise berühren, die uns zwingt, etwas dagegen zu tun?

Was ich erlebt habe, stellt sicher, dass ich nie Frieden finden werde, solange das Töten nicht aufhört.

 

Während ich dieses schrieb, erreichte mich die Nachricht von sieben weiteren getöteten Nashörnern.

Bitte helfen Sie uns alle an der Front dieses Krieges gegen die Nashornwilderei. Wenn wir die Nashörner nicht retten können, welche Hoffnung haben wir dann, den Rest zu retten?
 

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, dies zu lesen.
 
Dr. William Fowlds

On that fateful morning in February, I was called by Mike Fuller of Kariega Game Reserve, in the Eastern Cape, who informed me that one of their rhino had been poached. My heart sank, as I relived that dreadful feeling, a few months before, which had hit me when news of a rhino poaching on my own game reserve came through. Knowing how slow the initial crime scene proceedings can take, I expressed my heart-felt remorse and said I would get there later in the morning. There was a silent pause before the sledge-hammer ..... ”William, he is still alive!”

Images of the hacked bone and bloodied tissues I had seen previously came flooding back, doubting the truth of this outrageous claim. As I fumbled for questions to check my own doubts, the description of this poor animal began to take shape. “The horns are gone, it’s a bloody mess”, added Mike. I had seen one picture of a rhino who had suffered the same fate and the anger when I saw it the first time, crowded my thoughts as I tried to listen to directions and get my planned day out of the way.


As I drove rapidly for 30 minutes following the directions; the location, the description and the circumstances around this animal started to sound familiar. I remembered that two rhino from my own reserve, Amakhala, had been moved to Kariega three years before and had been joined by another two animals from a different reserve, making a sub-adult group of four rhino. At least one of these four, was now in an unthinkable situation and I prayed it wasn’t one I knew.


On approaching the location where the rhino had last been seen, I was struck by the tranquil beauty of the place. A small, open area alongside a meandering river with broken vegetation joining up into thickets of valley bushveld on the hill slopes. A picture-book setting which could have been used to depict a piece of heaven. It just didn’t seem possible that somewhere here, there was an animal that was going through a living hell.

Mike could not bring himself to accompany me, having been to hell and back already that morning. I grabbed my small camera and began working my way into the wind to where I was told he was last seen.


Mike could not bring himself to accompany me, having been to hell and back already that morning. I grabbed my small camera and began working my way into the wind to where I was told he was last seen.


The horror of that first encounter will remain branded in my memory forever. In a small clearing enclosed by bush, stood an animal, hardly recognisable as a rhino. His profile completely changed by the absence of those iconic horns attributed to no other species. More nauseating than that, the skull and soft tissue trauma extended down into the remnants of his face, through the outer layer of bones, to expose the underlying nasal passages.


Initially he stood on three legs with his mouth on the ground. Then he became more aware of my presence and lifted his head up revealing pieces of loose flesh which hung semi-detached from his deformed and bloodied face. He struggled forward and turned in my direction, his left front leg provided no support and could only be dragged behind him. To compensate for this, he used his mutilated muzzle and nose as a crutch and staggered forward toward me. His one eye was injured and clouded over, adding to his horrific appearance.


At first I stood shocked in front of the sight before me, then I struggled to comprehend the extent and implications of the jagged edges and plunging cavities extending into his skull. As he shuffled closer in my direction, now scarcely 15 meters away, the realisation of his pain overwhelmed me. I had been so stunned by the inconceivable, I had neglected to consider the pain. What possible way could I have any reference of understanding the agony he was in? How long had he been like this? Were his efforts to approach me a weakened attempt of aggression towards the source of his suffering or was there a desperate comprehension of finality, a broken spirit crying out to die.


I crouched down trying to steady my shaking hand which held the camera, as I realised that this was possibly Geza, the young rhino I had sent to this sanctuary three years ago. Thoughts and emotions raged through my head. How low had we fallen to inflict so much suffering on such a magnificent creature whose care had been entrusted to us? Could any reason justify this happening? Without thinking I apologised under my breath, “I am sorry boy, I am so, so sorry.” His breathing quickened in response to the sound. Was he trying to smell me, was this their characteristic huffing which is part of natural investigatory behaviour or was this a pathetic version of rhino aggression in response to a source of threat. I was close enough to see the blood bubbling inside his skull cavities and wondered how every breath must add to the agony, the cold air flowing over inflamed tissues and exposed nerves.


I expected at any moment for his suffering to snap into a full blown rage, but it never came. I backed away slowly and he kept staggering in my direction, not showing any aggression, just one agonising effort after another. For a moment the thought even crossed my mind that this animal, in an incomprehensible amount of pain, acting completely out of character, could be desperately seeking something, anything, to take away the pain.


I didn’t trust my own eyes to recall the detail of these injuries and so I recorded some images, and backed away from this vortex of emotions and pain. On the walk back to the vehicle where Mike now waited, the weight of responsibility began to descend on my shoulders. This poor animal, suffering at the hands of my own species, through at least one night of absolute agony, now relied on me for relief from this torture. My gut instincts told me he had little chance of healing even though I had experienced rhino making some spectacular recoveries from severe injuries. I recalled having heard of a few other cases of rhino having survived and scrambled for the details somewhere in my swirling mind.


Thinking I should be fairly hardened to trauma and the sight of poached rhino and mutilated bodies, I had to re-assess my own reaction to what I had just seen. This took things to a new level. This stirred up anger and despair and regret and shame more than anything I had ever experienced. This brought the suffering of this and many other rhino right into the living room of my soul.


Surely, I would never be able to think of a rhino poaching in the same way ever again. If we are shaped by our experiences, then this experience was a watershed moment in my life. Part of that watershed was out of my control, but the other part involved decisions which were optional and would take me across an ethical line which had been formed by a lifetime of nurturing and training.


Knowing that this reserve relied on my professional opinion on what to do next, I buried my personal emotions and approached Mike with three recommendations. Firstly, I confirmed their fears that, in my opinion, there was no chance of saving this life and the most humane thing to do would be to end this tragedy by euthanasia for this animal. Secondly, I asked for time to consult with some of the other vets who had experienced similar survivors just in case there might be some hope for this animal.


Thirdly, with considerable trepidation, I asked if they would consider allowing the world to see the horrendous suffering that was taking place a short distance from where we stood. The practicalities, though, would involve getting a camera on site to take broadcast quality footage, something that would take a few hours to happen in this remote part of the reserve.


Could a vet, who is supposed to care deeply for animals; who is trained to be the mouthpiece for those that can’t speak for themselves; who more than most should understand the extent of suffering that this animal had gone through and was still enduring, be at ethical liberty to extend the suffering of this animal a little longer. Would those who do care, and even those who purport not to care, be shocked out of their complacency at the sight of such inhumanity?


The request sounded irrational to my own ears, and I wrestled with the thought of it. For the previous three years our association of private game reserves had built up measures to combat the looming threat of rhino poaching. I had seen the mortality figures escalate in 2009 and double again in 2010 despite a series of attempts to curb the carnage. Seven animals had been poached during this escalation within 60km’s of me, and there was still no sign of the public or the law enforcement agencies finding the will to stop it.


Many of the animals poached were being immobilised with veterinary drugs before having their horns and underlying skull bones hacked off with pangas and axes. The assumption is that these animals are under anaesthetic and so don’t feel anything. I assure you, they feel; as, in many instances, the amount of drug used does not kill the rhino. If they don’t bleed to death, they wake up under circumstances which I am finding difficult to describe.


I had always wondered why the poachers made such a mess of the rhino’s faces when their modus operandi suggested that these were well organised criminals. The sight of Geza that terrible day brought the realisation that many of these animals were probably still alive and responsive to the mutilation that they were being subjected to; hence the panga marks chaotically arranged around the facial areas.


My mind was telling me that to keep this animal alive was wrong, but somewhere inside I felt certain that the story of this despicable suffering could get to even the most hardened minds. The people driving the demand for this bizarre product, who say they take rhino horn to feel good - surely, they couldn’t feel good knowing that animals are suffering to this degree at their hands. If they could, in some way, be made to feel part of the massacre, then perhaps this cruel and senseless killing might stop.


It was agreed to call in a camera to get the footage while I phoned colleagues for second opinions. For the next three hours I went back several times and agonised over my decisions while watching his condition deteriorate. During those hours I learned that this rhino was indeed “Geza” – the Naughty One - a male born on Amakhala, the reserve on which I live. He was born in January 2006 as the second calf of “Nomabongo” – the Proud Lady. His mother was the first rhino to come to our reserve, which like many in our area, was a reserve which had transformed previous farm land into protected areas.


I vividly recall the day Nomabongo arrived in 2003. Her presence, just one rhino, immediately transformed the whole atmosphere of that landscape from farmland into wild land. I also remembered the first week of Geza’s life. Unlike Nomabongo’s first calf, which she hid from us for 6 weeks, the “Proud Lady” showed off her boy calf within a few days of giving birth to him and a photographer friend captured these moments in some breathtaking photos.


Geza's name came about because from a very early age he would challenge older rhino in a mischievous manner and then bundle back to the safety of his ever protective mother. In social gatherings with other mothers and calves, Geza was always the instigator in the interactions, always playful to a point of seeming to show-off.


Typical of normal rhino social structures, when Geza was two and a half years old his mother pushed him away as she prepared to give birth to her next calf. During this time Geza joined up with another rhino cow and her female calf named Landiwe, who was born in May 2006.

Geza stayed with Landiwe and her mother. The mother provided the protection from mature bulls that Geza now needed as he was still not old or big enough to protect himself. This grouping remained until it was decided to remove some rhino off our reserve and Geza and Landiwe were relocated in August 2008 as a pair. They adapted well, as they knew each other and, as young rhino in a new environment, this helped ensure a successful relocation.


The group of four young rhino, were the first to be introduced into this section of this sanctuary and their presence there had the same effect of transforming the reserve back to wild land. Now two and half years on, Geza was critically injured and the other rhino had disappeared into the thicket vegetation. Even if they were still alive, this event would ensure their removal from this area and with them a part of the soul of the land would die too.


As the hours passed slowly by, the location of the actual poaching was discovered and a crime scene investigation commenced, piecing together the train of events which had taken place there. A large pool of blood marked Geza’s initial fall and where the hacking took place. Pieces of flesh and bone lay in the blood stained grass nearby. He had stood up at some stage and staggered about ten paces before falling on a small tree, where, judging by the signs of his struggling, he had lain for some time. Again, a large area of blood stained earth bore testimony to his solitary ordeal. Every dozen or so paces another pool of blood marked where he had stood a while. I imagined his body going through the phases of drug recovery which, without an antidote, would have taken him through cycles of semi-consciousness before he was plunged back into the reality of his painful wounds. It could not be accurately ascertained how long he had been left in this state. Could this have possibly happened two nights ago? We were not sure. The possibility of this was too much to comprehend so, for now, I kept it out of my mind.


His front left leg had been cut off from circulation while he struggled on his side and this accounted for his eye injuries too. When cells get starved of oxygen they die off and release inflammatory chemicals inducing a cycle of swelling, pressure and pain ending in necrosis. By the time Geza was found, he had lost all use of his left front leg. Through blood loss, shock, dehydration and pain this animal was paying dearly for man’s senseless greed.


The wait for what seemed like ages eventually passed. The camera-crew arrived and I was finally able to bring this nightmare to an end. The most humane way to end it all was to administer an overdose of opioid anaesthetic. The method would have to be the same way the poachers did it, with a dart. A heavy calibre bullet to the brain would ensure finality – no return to hell.


As the dart penetrated his skin I wondered if this rhino had any mental association of being darted all those long hours before and the agony that ensued. Would he recognise that dart impact and the ordeal that followed shortly after? Would any feelings of helplessness suddenly be overcome by one final fit of rage as I would expect it to be? His response was to take only a few paces in our direction as the dart penetrated, before his injuries stopped his advance.


Within a few minutes the drugs were taking effect and even though his final conscious moments could have been extremely painful, I knew that the pain would be subsiding as he began to slip away. One final close up inspection of his wounds confirmed there was no going back and I injected more anaesthetic directly into his bloodstream. A sense of relief mingled with sadness, disgust and shame descended over that small piece of Africa, which for long hours had been gripped in tension and violation. The heavy bullet slammed though his skull, with the noise and shock wave blasting out across the landscape, heralding the end to a tortured and agonising struggle.


Geza, the Naughty One, who had touched my heart as a playful calf, died while I held my hand over his intact eye, his shaking body growing still and peaceful. Geza, who had his horns and part of his face hacked off while he was still alive by poachers feeding a chain of careless greed and ignorant demand. Will this rhino, whose suffering I prolonged, so that the world could get a visual glimpse of this tragedy, end up as just another statistic in a war that rages on? Or, will this rhino’s ordeal touch us in a way that compels us to do something about it? What I have witnessed ensures that I will never find peace until the killing stops.


As I write this, news reaches me of seven more rhino killed yesterday. Please help all of us on the frontline of this war against rhino poaching. If we can’t save the rhino, what hope do we have of saving the rest?


Thank you for taking the time to read this.


Dr William Fowlds.


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